Curt Anderson von der Organisation „WeCare“ sagte letzte
Woche zu mir: „wenn du die sozialen Probleme hier in Afrika siehst, werden die
in Deutschland keine wirklichen Probleme mehr für dich als Sozialpädagogin sein“.
Ja und Nein… Die Probleme hier sind einfach ganz andere. Während in Deutschland
zum Beispiel psychische Probleme und jetzt auch die Flüchtlingsarbeit große
Arbeitsfelder für die Soziale Arbeit darstellen, ist das wohl größte Problem
hier die Bekämpfung der Armut. Die Kinderheime versuchen in erster Linie die
Kinder zu ernähren, erst danach kommen Hygiene oder andere Bedürfnisse der
Kinder. Spielzeug und individuelle Zuneigung/ Aufmerksamkeit kommen da so
ziemlich an letzter Stelle. Deshalb legen sich viele (auch ältere) Kinder gerne
mal auf den Schoß und lassen sich massieren und nuckeln dabei am Daumen.
Ansonsten spielen die Kinder mit allem was sie so finden. Als Fußball hält dann
eine Plastikflasche her und um „3 in einer Reihe“ zu spielen werden Steine
benutzt. Das Problem liegt auch darin, dass die Einrichtungen nicht durch die
Regierung finanziert oder bezuschusst werden. Alle Einrichtungen werden privat
betrieben und bestenfalls durch eine Organisation und Spenden unterstützt. Das
Behindertenheim „disability star“ muss sich aber zum Beispiel fast jeden Monat
aufs Neue Leute suchen, die die Miete und die Nahrung finanzieren. Alle Möbel
dort sind Spenden. Bis jetzt bin ich jeden Montag im Jugendgefängnis und danach
bei David, einem körperbehinderten Mann, der im Slum in einem Seniorenheim lebt
und eine unglaublich spannende Persönlichkeit hat und gerade ein Buch schreibt.
Dienstags, mittwochs und freitags bin
ich in verschiedenen Kinderheimen und donnerstags in dem Behindertenheim. Über die einzelnen Einrichtungen schreibe ich
dann mehr, wenn ich sie ein bisschen besser kennen gelernt habe. Ich kann hier
relativ selbständig entscheiden, wie meine Arbeitszeiten sind, wo ich arbeiten
möchte und was ich mit den Kindern unternehme. Das ist hier alles recht entspannt
und planen sollte man am besten nicht lange im Voraus. Spontanität siegt
eindeutig! :D Gerade sind hier noch Schulferien, deshalb freuen sich die Kinder
umso mehr über ein bisschen Abwechslung und sowieso immer wenn sie meine Haare
und die weiße Haut mit den blauen Venen betatschen dürfen. Damit können sie
tatsächlich Stunden verbringen ;). Mittlerweile habe ich mich auch an die
Umstände und die Kultur gewöhnt und finde mich trotz meinem nicht allzu guten
Orientierungssinn immer besser zurecht. Gestern bin ich in ein neues Zimmer mit
eigenem Badezimmer hier im Haus gezogen, das ganz neu renoviert wurde. Jetzt
hab ich ein bisschen mehr Privatsphäre und fühle mich sehr wohl J.
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